Im ersten Domizil an der Zürichbergstrasse (!) konnten bis zu acht Strafentlassene beherbergt werden. 1975 zog das team72 an die Hofwiesenstrasse in Zürich-Oerlikon, wo das Wohnhaus noch heute seinen Sitz hat. Die Liegenschaft umfasst zehn Drei-Zimmer-Wohnungen und gehört dem Kanton Zürich. Der Verein finanzierte sich die ersten fünf Jahre ausschliesslich durch private und kirchliche Spenden. 1977 nahm man erstmals eine Defizitgarantie des Kantons (45’000 Franken) in Anspruch. Erste Schritte in Richtung Professionalisierung wurden eingeleitet und im Zuge derer vollzeit ein Sozialarbeiter angestellt.

An der Hofwiesenstrasse wurde eine „Gemeinschaftswohnung“ mit einem grossen Aufenthaltsraum sowie Büroräumlichkeiten für das Betreuungsteam eingerichtet. Erstmals in der Vereinsgeschichte hielt das team72 am Standort eine Generalversammlung ab. Der jährliche kantonale Beitrag erhöhte sich auf 80’000 Franken. Es wurde zusätzlich ein „Animator“ eingestellt, womit für die Betreuung der Strafentlassenen neu zwei Vollzeitstellen zur Verfügung standen.

Das team72 durfte 1992 das 20-Jahr-Jubiläum feiern und war als Institution mittlerweile gefestigt. Dies zeigte sich auch daran, dass das Vorwort zur damaligen Festschrift vom Bundesrat a.D. Moritz Leuenberger, in der Zeit Vorsteher des Zürcher Departements für Justiz und Inneres, verfasst wurde. Dem Verein gehörten gegen 1’000 Mitglieder und Gönner an. Ab Mitte der 1990er-Jahre sah sich auch das team72 mit einer stetigen Zunahme von Drogenabhängigen konfrontiert. Begegnet wurde der Problematik mit einer räumlich getrennten Unterbringung von suchtbetroffenen Strafentlassenen sowie der Anstellung eines zusätzlichen Sozialarbeitenden. 1999 ging man von der bisherigen Team- zur operativen Einzelleitung über.

Auch anlässlich des neuen Leistungsvertrags mit dem Kanton Zürich ab 2003 wurden im team72 grössere Anstrengungen zur weiteren Professionalisierung unternommen. In der Folge erbrachten neu vier Mitarbeitende während 40 Stunden wöchentlich (zuvor nur 25 Stunden) Betreuungsleistungen. Mitte des Jahrzehnts wurde ein neues Leitbild sowie Betriebskonzept entwickelt. Seither werden die Klienten mit delikt- und fertigkeitsorientierten Trainings gezielt in ihrem Bemühen unterstützt, sich zu bewähren. Zeitgleich erfolgten umfassende Renovationsarbeiten zur Aufwertung der Heiminfrastruktur. Im Rahmen eines Stiftung finanzierten Projekts mit dem Ziel der Verbesserung der sozialen Integration der Klienten wurde im Jahre 2007 im Untergeschoss des Wohnhauses ein handwerklich ausgerichtetes Arbeitsprogramm geschaffen, das nach der dreijährigen Projektphase definitiv ins Leistungsangebot des team72 aufgenommen wurde.

Als Resultat einer sozialwissenschaftlichen Analyse des Versorgungssystems für Strafentlassene im Kanton Zürich initiierte das team72 im Jahre 2011 die „infostelle72“, eine Informations- und Beratungsstelle für Straffällige und Angehörige. 2013 wurde das team72 auf Grund eines Outsourcings durch das Amt beauftragt, zukünftig die Freiwilligenarbeit im Justizvollzug des Kantons Zürich zu koordinieren und fachlich zu begleiten. Weiter wurde 2015 in Kooperation mit dem Zürcher Justizvollzug und der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften die erste „resoz-Tagung“ erfolgreich veranstaltet. Im Zuge des Ausbaus der ambulanten Dienstleistungen eröffnete das team72 2016 mit der Geschäftsstelle einen weiteren Standort. Das Wohnhaus leistete neu im offenen Rahmen (Externat) auch Straf- und Massnahmenvollzug. Im Jahre 2017 nahm schliesslich „time2work“, eine gemeinnützige Stellenvermittlung/Abklärungsstelle speziell für Straffällige mit Fokus erster Arbeitsmarkt, erfolgreich ihren Betrieb auf. Für die Leistungserbringung stehen dem team72 seither rund acht Vollzeitstellen zur Verfügung.